Wirbel um die Finca von Boris Becker – Ratgeber haben offensichtlich versagt

Die Mallorca Zeitung berichtete am vergangnen Donnerstag, ein Gartenbauunternehmen habe die Finca von Boris Becker bei Arta gepfändet. Vorwiegend deutsche Zeitungen sprangen auf diesen Zug auf und berichteten von einer bevorstehenden Versteigerung des Anwesens oder stellten die Frage, ob Boris Becker pleite sei.

  1. Richtig ist an diesen Meldungen wohl, dass Becker – bzw. seine Betriebsgesellschaft – in 1. Instanz verurteilt wurde, an ein Gartenbauunternehmen 276.000 € zu zahlen. Gegen dieses Urteil hat Becker Berufung eingelegt. Die Entscheidung ist also noch nicht rechtskräftig. Die Pfändung ist tatsächlich „nur“ die Eintragung einer sogenannten „anotacion preventiva“ – das ist eine vorläufige Sicherungsmaßnahme für den Fall, dass auch die Berufungsinstanz der Klage stattgeben sollte. Allerdings ist eine derartige Eintragung im Grundbuch eine Belastung des Grundstücks, da kein vernünftiger Interessent das Anwesen kaufen wird, bevor nicht die Eintragung gelöscht ist. In einer solchen Situation kann jedoch Becker auch eine anderweitige Sicherheit stellen. Es liegen keinerlei Anhaltspunkte dafür vor, dass Boris Becker wirtschaftlich nicht in der Lage wäre, eine anderweitige Sicherheit zu stellen. Fragestellungen, ob Becker pleite sei, entbehren bei diesem Hintergrund jeglicher Grundlage. Soviel zur Rechtslage.
  2. Der Wirbel um dieses Thema lässt allerdings abermals die Frage aufkommen, ob Becker bei seinen Investitionen und Entscheidungen auf Mallorca die richtigen Berater hatte und hat.

a) Der anhängige Rechtsstreit hätte gewiss eleganter gelöst werden können. Sicherlich: Manche Anwälte raten im einem Rechtsstreit dazu, auch unstreitige Beträge nicht zu zahlen, um eine größere Verhandlungsmasse für Vergleichsverhandlungen zu haben. Eine derartige Strategie ist nicht immer klug: Eine Einbeziehung von kaufmännischen, sozialen (man kann doch ein Handwerksunternehmen nicht so lange im Regen stehen lassen) und nicht zuletzt Image-Gesichtspunkten hätte es angeraten erscheinen lassen, wenigstens den unstreitigen Teil anzuerkennen und zu bezahlen. Dies hätte der Auseinandersetzung sicherlich auch die jetzige Schärfe genommen. Wer also hat Boris Becker in die jetzige Situation getrieben?

b) Schon bei der Auswahl seiner Berater bei Kauf, Planung und Realisierung der Finca haben die Berater offensichtlich versagt. Becker hatte vier nebeneinander liegende Grundstücke gekauft, auf denen er ein Bauvolumen von 2.000 m² hätte realisieren können. Durch die Zusammenlegung der Grundstücke reduzierte sich das zulässige Bauvolumen auf 500 m². Offensichtlich ein schwerwiegender Beratungsfehler.

c) Und schließlich: Nachdem Becker eine Genehmigung und Abnahme beim zuständigen Rathaus in Arta nicht erreichen konnte, wurde er beraten, „von ganz oben“ über die damalige Inselratspräsidentin Munar Druck ausüben zu lassen. Eine fatale Fehlentscheidung. So sollte die Geschichte um die Becker-Finca nicht Anlass seine, Häme über Boris Becker auszuschütten, sie ist vielmehr ein Lehrstück dafür, dass bei jeder Investition im Ausland ein hoher Beratungsbedarf besteht und jeder Investor die Qualität seiner Berater ständig auf den Prüfstand stellen muss.