Wort zum Sonntag von Lutz Minkner: Josef Egger – der Mäzen und Ritter von Bellver

In der vergangenen Woche durften meine Frau und ich an einem ganz außergewöhnlichen Kulturereignis teilnehmen: Der südafrikanische Tenor Johan Botha, der auf allen großen Bühnen der Welt zu Hause ist und als „Stimmphänomen ohne Vergleich“ gefeiert wird, trug, begleitet vom Sinfonieorchester der Balearen, bei einem Wohltätigkeitskonzert im Castillo Bellver bekannte Arien von Puccini, Verdi, Mascagni und Leoncavallo vor. Tosender Beifall und standing ovations erzwangen mehrere Zugaben, und als Botha dann zum Abschluss die Arie des Prinzen Kalaf aus Puccinis Turandot  „Nessum Dorma“ sang, waren selbst einige der Orchestermitglieder den Tränen nahe.

Diesen denkwürdigen Abend haben wir – wieder einmal – dem 86-jährigen österreichischen Kommerzialrat Josef Egger zu verdanken, der seinen Freund Botha für dieses Benefizkonzert nach Mallorca geholt hatte. Danke, Josef Egger, für dieses unvergessliche Konzerterlebnis. Egger lebt seit vielen Jahren überwiegend auf Mallorca und hat uns in der Vergangenheit mit seinem „Österreichischen Verein der Freunde Mallorcas“ mit vielen Konzerten von höchstem Niveau begeistert, international renommierte Künstler nach Mallorca eingeladen, aber auch – Kultur ist keine Einbahnstraße – einen Künstler- und Ideenaustausch zwischen Spanien und Österreich initiiert. Dafür hat er viele Auszeichnungen erhalten: u.a. wurde er vom damaligen Bürgermeister Palmas Fageda zum „Ritter von Bellver“ geschlagen.

Warum ich diesem Ereignis und dem Menschen Josef Egger diese Kolumne widme? Aus zwei Gründen:

Egger ist einer der wenigen wirklichen Mäzene. Er liebt die Musik und will sie nutzen als Beitrag zur Völkerverständigung. Er tut dies aus Altruismus; er hat keine geschäftlichen Interessen, erwartet keine Gegenleistung. Er geht fast immer an die Grenzen seiner physischen Kraft und sagt nach jeder Veranstaltung „nie wieder“, und schon hat er wieder ein neues Abenteuer im Kopf. Das verdient unser aller Anerkennung und Dank.

Und der zweite Grund: Eggers Wirken kann uns ein Beispiel sein, jeder an seinem Platz und jeder im Rahmen seiner Möglichkeit, auch einen Beitrag zur Förderung der Kultur und der Völkerverständigung zu leisten. Dieser Tage wird auf Eggers Initiative ein Freundeskreis des Sinfonieorchesters der Balearen ins Leben gerufen. Für dieses Orchester mit veritablem Ruf ist es wegen der Einsparungen auch in den Kulturetats 5 vor 12. Das Orchester kämpft ums Überleben. Josef Egger hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Orchester am Leben zu erhalten und sucht Gleichgesinnte, denn allein kann er diese große Aufgabe nicht dauerhaft schultern. Für einen kleinen Mitgliedsbeitrag kann jeder Musikfreund helfen. In dieser Woche wird sich der Freundeskreis konstituieren. Das Mallorca Magazin wird darüber in der kommenden Ausgabe berichten. Wie sagt ein chinesisches Sprichwort? „Viele Tropfen können zu einem reißenden Strom werden“.

Foto:
Reihe 1 Ministerpräsident Bauza und Palmas Bürgermeister Isern
Reihe 2 Lutz Minkner und Edith Minkner